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Jahrtausende alte Tradition? Vom Winter- zum Weihnachtsmarkt!

Na, wer von den Älteren erinnert sich noch? Vor einem Jahr munkelte man, dass die Islamisierung (wie auch Weihnachten) vor der Tür stünde. Ein guter Grund auf die Straße und auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Und irgendwo zwischen dem Glühweinstand und der nächstbesten Einbahnstraße ging die Kunde um, dass nun demnächst, ganz bestimmt, aber auf jeden Fall ganz bald (!) auch die letzten heiligen Abendlandstraditionen vom Morgenland wie eine feurig aufgehende Sonne überstrahlt werden. Und die linksverdrehten Gutmenschen mit ihrem Neusprech huldigten der doch allzu offensichtlichen Gefahr, indem sie eine gute deutsche Heiligkeit den noch viel besseren Deutschen streitig machen wollten!

Soll heißen: Es gibt und gab einen Wintermarkt in Berlin-Kreuzberg. Den gab es bereits die Jahre zuvor, konnte jedoch erst im letzten Jahr so richtig instrumentalisiert werden. Der Wintermarkt soll den Weihnachtsmarkt ersetzen, so die Befürchtungen, damit die hier lebenden Nichtchristen nicht mit der Abendlandreligion belästigt werden. Ganz neu, ganz schlimm! Die üblichenLügenpressenMedien und Grüppchen sprangen auf, andere korrigierten. Doch in vielen Köpfen blieb sicherlich das Märchen vom bösen Wintermarkt – und ist selbstredend auch dieses Jahr wieder entstaubt worden (auf Kommentare achten). Doch wie und wann entstand eigentlich der Weihnachtsmarkt? Ist er wirklich schon eine so alte christliche Tradition oder nur eine neumodische Erfindung der noch findigeren Glühweinindustrie? Oder gar der Illuminaten, die in ihrem hell erleuchteten – zumeist ideell dreiecksförmig wachsenden – Weihnachts(markt)baum… Nein, ich schweife ab…

Nun gut, laut der freien Enzyklopädie Wikipedia befindet sich Deutschlands ältester Weihnachtsmarkt in Bautzen. Der römisch-deutsche König Wenzel von Luxemburg, der auch König von Böhmen war, verlieh 1384 der Stadt Buddisin das Recht, jeden Samstag zwischen dem 29. September (St. Michaelis) und Weihnachten einen freien Fleischmarkt abzuhalten bzw. dass jeder Mann Fleisch vom Lande bringen dürfe. Die Fleischer bildeten damals eine der mächtigsten Zünfte Bautzens, deren Bedeutung in den folgenden Jahrzehnten sogar noch gesteigert werden konnte. 1505 wurde gar festgeschrieben, dass kein anderer Ort der Oberlausitz einen solchen Markt abhalten dürfe. Im Laufe der Jahr(hundert)e gesellten sich – wie überall sonst auch – andere Händler und insbesondere das Kunsthandwerk dazu, sodass sich nach und nach die typische Händlervielfalt der heutigen Weihnachtsmärkte entwickelte. Um den historischen Wurzeln zu gedenken, wurde der Bautzener Weihnachtsmarkt 2009 zum 625. Jubiläum offiziell (und ganz unchristlich!) in Wenzelsmarkt (bzw. obersorbisch Wjacławske wiki) umbenannt. [1]

Und wie schaut es mit anderen sächsischen Märkten aus? Im Jahre 1412 verlieh Markgraf Friedrich der Streitbare der Stadt Chemnitz einen zweiten Jahrmarkt zu Allerheiligen (01. November). [2] Sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich II., vergab 22 Jahre später, genauer am 19. Oktober 1434, ein Privileg an die Stadt Dresden, auf dem (heutigen) Altmarkt einen eintägigen freien Fleischmarkt „am Tage vor dem Heiligen Christabend“ veranstalten zu dürfen. Der Name Striezelmarkt geht dabei auf den weihnachtlichen Stollen zurück, der nicht nur in Dresden Striezel genannt wird. Der Markt wurde um 1500 am Montag vor Weihnachten abgehalten, sodass dieser Tag fortan Striezelmontag hieß. [3] 1730 ließ Kurfürst August der Starke einen Riesenstollen mit einem gigantischen Gewicht von etwa zwei Tonnen backen. Auf diese Begebenheit geht auch das Dresdener Stollenfest zurück, welches an jedem 2. Adventssonntag auf dem Striezelmarkt veranstaltet wird. Ab da verbreitete sich der Stollen wohl über Freiberg, bis er beispielsweise 1750 ins Erzgebirge kam. [4] Unter anderem von dort kamen alsbald auch Handwerker und Händler zum Markt nach Dresden, dessen Dauer nach 1700 verlängert wurde. [5]

1714 vermerkte der Historiker Johann Jacob Vogel in seinem Leipziger geschicht-buch, dass der dortige Weihnachtsmarkt bereits seit 1458 begangen werde. Kurfürst Friedrich II., Markgraf zu Meißen und Herzog zu Sachsen, wollte die Stadt mit der Erlaubnis eines weiteren Marktes für ihre treuen Dienste belohnen. [6] Ebenfalls für das Jahr 1714 ist ein erster Adventsmarkt in Plauen belegt, der am Mittwoch nach dem dritten Advent abgehalten wurde und ab 1729 Weynachts-Marckt hieß. [7] Stolze 180 Jahre zuvor (aber ebenfalls nicht mehr in mittelalterlicher Zeit) wurde für das erzgebirgische Schwarzenberg ein Markt erwähnt, der am Sonntag vor Weihnachten stattfand und auch heute noch, sich nun auf gute anderthalb Wochen erstreckend, einer der bekannteren Weihnachtsmärkte des Erzgebirges ist. [8]

Man fragt sich vielleicht, warum man gerade Fleischmärkte im Spätherbst abhielt. Doch im Mittelalter waren gerade November und Dezember die großen Schlachtmonate. Die Tiere standen vom Sommer her gut im Futter und die Wintervorräte reichten zumeist ohnehin nicht für alle Tiere. Außerdem konnten man aus den Fellen und Federn der geschlachteten Tiere im Winter wärmende Textilien herstellen, was sie auch für die Lehnsherren interessant machte: Gänsefedern wurden beispielsweise am Martinstag (11. November) fällig, ggf. sogar die komplette (Martins-) Gans. Des Weiteren waren die Märkte eine gute Gelegenheit, in der Advents-, und damit fleischlosen, Fastenzeit ein (vielleicht auch gutes) Stück Fleisch für das Weihnachtsfestessen zu erwerben, [9] wobei zu Verkaufsfleisch immer auch eine bestimmte Menge an Knochen und Innereien gehörten. [10]

Auffällig ist, dass die Privilegien zur Abhaltung eines entsprechenden Marktes erst ab dem Spätmittelalter vergeben wurden und die Begrifflichkeit der Weihnacht erst später auftauchte. Ebenso wie erst später Handwerker, Händler und sicherlich auch eine Reihe an Garbrätern dazukamen. Letztere Gruppe ist angesichts der „örtlichen Fressmeilen“ aus Rostbratwürsten, Waffeln und Gulaschkanonen heute mal mehr mal etwas weniger dominierend geworden. Und auf den allermeisten Märkten dürfte irgendwo noch Fleisch – oder zumindest Wurst – feilgeboten werden…

Quellen:
[1] Wikipedia: Bautzener Weihnachtsmarkt (Abgerufen am 12.11.2015)
[2] Stadt Chemnitz: Chemnitzer Geschichte in Zahlen (Abgerufen am 12.11.2015)
[3] Wikipedia: Dresdner Striezelmarkt  (Abergerufen am 12.11.2015)
[4] Schicker, Gotthard B.: Kulturgeschichte der Gastronomie im sächsischen und böhmischen Erzgebirge. Wissenschaftliche Projektstudie, 2013. S. 79
[5] Wikipedia: Dresdner Striezelmarkt  (Abergerufen am 12.11.2015)
[6] Wikipedia: Leipziger Weihnachtsmarkt (Abergerufen am 12.11.2015)
[7] Stadt Plauen: Plauener Weihnachtsmarkt 2013 (Abgerufen am 16.11.2015)
[8] Weihnachtsmarkt Deutschland: Der Schwarzenberger Weihnachtsmarkt (Abergerufen am 12.11.2015)
[9] Brunner, Karl: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters. Beck’sche Reihe, 2012. S. 26
[10] Schubert, Ernst: Essen und Trinken im Mittelalter. WBG, 2010. S. 107

 
 

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1. Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Dresden

Schon vor ein paar Jahren erzählte mir ein Kumpel vom Mittelalterlich Phantasie Spectaculum und dass ich dort nur sabbernd auf dem Boden liegen würde. Dies ist schon eine Weile her. Das Spectcaculum gab’s derweil schon in Mittelamerika, war letztes Jahr für Berlin geplant, doch der Osten Deutschlands blieb ausgespart. Im Jahre des allgemeinen Weltunterganges war es nun soweit: Auf der Webseite des Mittelalter Kultur Festivals kündigte man den Grenzübertritt an. Für das Wochenende vom 8.-10.6. sollte die Messe Dresden Anlaufpunkt der Spielleute, Gaukler, Schausteller, Händler und nicht zuletzt Besucher werden… Read the rest of this entry »

 

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Sterneneisen, Sterneneisen – wenn sie auch nach Dresden reisen

Nach Leipzig und dem Wasserschloss Klaffenbach stand letztes Wochenende nun mein viertes und letztes In Extremo-Konzert des Jahres 2011 auf dem Programm. Etwas nach 18 Uhr war der Alte Schlachthof in Dresden erreicht und eine schon beachtliche Schlange stand vor dem Einlass. Etwas nach 19 Uhr war die Lage entspannter: Es war warm, ich war drin und ich hab sogar ’nen Platz in der 8. Reihe mittig gefunden. Es erinnerte mich schon etwas an das Konzert, welches In Extremo 2009 im Großen Garten in Dresden spielten: 20 Minuten vor Einlass da sein und es dennoch in die 2. Reihe schaffen. 😀

Aber gut, drin ist drin und die (mir bis dato völlig unbekannte) Vorband Rêverie ließ nicht lange auf sich warten, sie begann sogar etwas früher. Doch irgendwie zündete der Funke nicht wirklich und es war durchaus mies, als sie ihr letztes Lied ankündigten und Applaus aus dem Publikum zu vernehmen war. Erst später sollte eine mögliche Ursache für die etwas misslige Lage bekannt werden: Es war erst ihr 2. Auftritt überhaupt – und das im ausverkauftem Schlachthof…

Gegen 21 Uhr wurde es schließlich wieder dunkel und das Intro der Sterneneisen-Tour war zu sehen und zu hören. Mit einem lauten Knall flog das weiße Tuch, welches von Anfang an einen Teil der Bühne verdeckte, gen Bühnenboden. Gleichzeitig eröffnete In Extremo mit „Sterneneisen“ ihren Auftritt, um anschließend der bereits jubelnden Meute mit „Frei zu sein“ weiter einzuheizen. Gleich von den ersten Tönen an hatten sie das Publikum mit sich genommen. Es folgten weitere Songs aus dem neuen Album („Zigeunerskat“, „Stalker“, „Zauberspruch No. VII“, „Siehst du das Licht“, „Viva la Vida“) und natürlich Klassiker („Krummavisur“, „Wind“, „Liam“, „Rasend Herz“, „Vollmond“ …). Wie immer geizten sie nicht mit Pyrotechnik, das Publikum war ausgelassen und die Zeit verging wie im Fluge. So kam es, dass man „Auf’s Leben“ trank. Als Zugaben folgten „Küss mich“, „Stetit Puella“ und der „Spielmannsfluch“. Nach erneuten Zugaberufen regnete es gehörig viele goldene Schnippsel von der Decke, um nochmal zu verdeutlichen „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“. Es waren wohl noch nicht alle Schnippsel aus der Luft, da ertönten Rufhörner und Donnergrollen kündigte an, dass es wieder im Programm war: „Villemann og Magnhild“. Man vermisst zwar die „Feuershow“ des alten Drummers Morgenstern, aber sonst hat dieses Urgestein nichts an seinem Wesen eingebüßt, welcher doch immer wieder ein toller Konzertabschluss ist und auch noch in den Köpfen des Publikums ein definitves Ende darstellt, denn danach gab es nur noch zwei, die aber eher scherzhaft nach einer Zugabe riefen.

Gegen 23 Uhr und ein paar Einkäufe später war Aufbruch angesagt. Unterwegs fand ich auch die vorsorglich versteckte Schwip Schwap-Flasche wieder, die durch den kalten Dezemberabend nun eine tolle und dringende Erfrischung bot. Es ging hinein in die Nacht und der helle Vollmond zog weiter seinen Kreis…

 

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Zwischen Zwinger, Zitadelle und den Wolken

Vier Uni-Tage ist das WGT nun schon her, da muss doch eindeutig wieder etwas für die musikalische Weiterbildung getan werden. CDs? Sind schon bestellt. Videos? Im Netz. Fotos? Längst angeschaut. Was also nun? Ach ja – da hängt doch neuerdings ein Plakat an meiner Badezimmertür. „Zita-Rock“ kann man darauf lesen. Und auch das Wörtchen „Schandmaul“ ist klar zu erkennen. Na, dann ist die Wochenendplanung doch keine Frage mehr.

Aber halt, noch nicht ganz. Da ist ja auch noch die Bildungslücke, die es bei der Wahlsächsin zu schließen gilt: „Wie, du warst noch nie in Dresden?!“ – Entsetzen, das man nur ungern erneut hervorrufen will…

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Schandmaul im Alten Schlachthof

Schon etwas über einen Monat ist es her, dass ich in Dresden auf dem Schandmaulkonzert der Traumtänzer-Tour war – meinem ersten Schandmaulkonzert, denn die Band hatte ja knapp anderthalb Jahre Pause gemacht und zuvor hat sich bei mir kein Konzertbesuch ergeben. Grund genug also die Karten zeitig zu holen.

Meine Einstimmung fand ich nur 8 Tage vorher bei der Record Releaseparty in Leipzig, wo ich mir gleich das Tourshirt holte, um gut gerüstet zum Konzert zu gehen. So kam er ran, der Sonnabend. Ein Kumpel brachte mich zum Alten Schlachthof, da er sich Dresden gut auskennt und überließ mich etwa eine Stunde vor Konzertbeginn meinem Schicksal. Zügig ging ich in die Halle, denn ich wollte möglichst weit vor und vielleicht mittig. Letzteres wurde mir verwehrt, aber dritte Reihe zähle ich noch zu weit vor an die Bühne.

Rawkfist in DresdenSchließlich ging es los und die Symphonic Metal-Vorband Rawkfist stellte sich dem Publikum. Ein erstes Reinschnuppern in ihr Repertoire zeigt durchaus, dass die Band Potential hat und ich denke, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft sich ihren Namen gemacht hat. Zum letzten Lied holten sie noch ihre Great Highland Bagpipe raus, um das Publikum auf die folgenden schandmäulerischen Klänge einzustimmen. Eine coole Ballade brachte den Abschluss und die Vorfreude auf die Schandmäuler stieg. 🙂

 

3 SchandmäulerDann endlich war es soweit und die Künstler kamen hervor und begannen ihr Konzert mit „Kein Weg zu weit“. Weiter ging es „Auf hoher See“ zum „Assassinen“, der „Drachentöter“ wandelte sich zum „Traumtänzer“, das „Hexeneinmaleins“ wurde an „Walpurgisnacht“ zum „Feuertanz“ aufgezählt und ein Höhepunkt kam zum nächsten. Mit insgesamt 26 Stücke – mal energiegeladen, mal romantisch – präsentierten die Münchner einen guten Querschnitt durch ihr Alben und brachten die Menge zum Rocken, Springen oder Feuerzeugschwenken.

Ein gelungener Abend also, der nicht in Vergessenheit geraten wird. Denn auch nach dem Konzert nahmen sich die Musiker noch Zeit, sich ihren Fans zu widmen. Selbst Birgit, die nicht nur auf dem Konzert ihre Kräfte gelassen hatte (sie gebar ca. 2 Monate zuvor ihr Kind und hatte es mit auf Konzertreise), tauchte für Fotos, Autogramme und Gespräche nochmal auf. Doch nach und nach verschwanden sie wieder und als die Security auch Martin rausschmeißen wollte, hieß es für mich, aufzubrechen…

 

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